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Erneuerbare Energien in der Verbandsgemeinde Saarburg-Kell
2017 wurden 125 Prozent des benötigten Stroms aus regenerativen Quellen gewonnen, die Einspeisung lag bei 179.588 Tsd. kWh und der Verbrauch bei 143.650 Tsd. kWh. Ein Jahr später wurden bereits 190.967 Tsd. kWh bei der Einspeisung erfasst. Am stärksten ist der Anteil der Windkraft. Fast die Hälfte des Stroms, der in der Verbandsgemeinde Saarburg-Kell erzeugt wird, stammt aus der Umwandlung von Windkraft in elektrische Energie. An zweiter Stelle steht – mit einem Anteil von mehr als einem Drittel – Wasserkraft, worauf Sonnen- und Bioenergie folgen (siehe Grafik). Damit wird in der Verbandsgemeinde ein breiter Mix an erneuerbaren Energiequellen genutzt.
Windenergie
Bereits seit Hunderten Jahren wandeln Menschen Windenergie in andere für sie nutzbare Formen um. Während Windmühlen früher mechanische Energie verfügbar machten, um Getreide zu mahlen, kann heute mit modernen Windkraftanlagen elektrische Energie erzeugt werden. In der Bundesrepublik, aber auch im Bereich der Verbandsgemeinde Saarburg-Kell ist die Windenergie momentan die mit Abstand wichtigste regenerative Stromquelle. Ihr Anteil an der deutschlandweiten Bruttostromerzeugung aus erneuerbaren Energien lag im vergangenen Jahr bei knapp über 50 Prozent.
Derzeit sind an zwei Standorten in der Verbandsgemeinde Windkraftanlagen zu finden.
Der Grundstein für den Windpark Kirf ist in den 1990er Jahren gelegt worden, nachdem Untersuchungen zu dem Ergebnis gekommen waren, dass ein wirtschaftlicher Anlagenbetrieb angesichts der durchschnittlich herrschenden Windgeschwindigkeiten möglich ist. Der Windpark wurde immer wieder erweitert bzw. ältere, schwächere Anlagen durch leistungsfähigere ersetzt (Repowering). Elf Windräder drehen sich inzwischen im Saargau zwischen den Ortsgemeinden Kirf und Merzkirchen auf einem Höhenzug von rund 400 Metern. Die Anlagen werden von verschiedenen Eigentümern betrieben und die Ortsgemeinde Kirf profitiert von den Pachteinnahmen einer gemeindeeigenen Parzelle, auf der ein Windrad steht.
Damit die Energie vom Verbraucher genutzt werden kann, wird die Spannung im Umspannwerk Saarburg so transformiert, dass der regenerativ erzeugte Strom ins Netz eingespeist werden kann.
Auch rund um Lampaden, am Fuß des 501 Meter hohen Dreikopfs, befinden sich sieben Anlagen. Weitere Windräder, die zu den Gemarkungen Pellingen und Konz zählen, sind ebenfalls in Sichtweite. Mit dem Aufbau des Windparks auf den Höhen des Hochwalds wurde Ende der 1990er-Jahren begonnen und seitdem wurden mehrere Erweiterungen durchgeführt.
In Zukunft könnten noch weitere Anlagen in der Verbandsgemeinde entstehen. Für den Bereich der ehemaligen Verbandsgemeinde Saarburg gilt seit der Bekanntmachung im Dezember 2018 ein Teil-Flächennutzungsplan, in dem zwei Sondergebiete für Windenergie ausgewiesen sind: zwischen Palzem und Wincheringen sowie zwischen Kirf, Palzem und der saarländischen Gemeinde Perl.
Auch für das Gebiet der ehemaligen Verbandsgemeinde Kell am See soll ein Flächennutzungsplan Windkraft aufgestellt werden, der klar regelt, welche Standorte für den wirtschaftlichen Betrieb von Anlagen in Frage kommen und vereinbar für Mensch und Umwelt sind. Naturschutzfachlich besonders wertvolle Bereiche oder Orte, die zu nah an Siedlungen liegen, werden so beispielsweise ausgeschlossen. Durch die Nutzung des Planungsinstruments soll ein verträglicher Windenergieausbau ermöglicht werden.
Wasserkraft
Genau wie die Energie des Windes wurde auch Wasserkraft bereits vor Generationen genutzt, um Anlagen und Maschinen anzutreiben. Ein prominentes Beispiel befindet sich in Saarburgs Innenstadt. Vom Mittelalter bis Anfang der 1970er Jahre wurde an der Leuk unterhalb des Wasserfalls mit Hilfe der Wasserkraft Korn gemahlen. Noch heute drehen sich die Mühlräder der Hackenberger Mühle, die heute als Museum begehbar ist.
Moderne Wasserkraftwerke sind im Stande, große Energiemengen nutzbar zu machen. Fast 40 Prozent des in der Verbandsgemeinde gewonnenen Stroms werden in drei Anlagen gewonnen. An der Saar befinden sich Staustufen in Serrig/Taben-Rodt und in Schoden, an der Mosel in Palzem.
Mit einer Fallhöhe von 14,5 Metern ist die Staustufe Serrig die höchste Staustufe Deutschlands an einem natürlichen Flusslauf. Sie ist zugleich die leistungsfähigste Anlage in der Verbandsgemeinde. Die Wassermassen rauschen durch Turbinen und setzten eine Drehbewegung der Turbinenwelle in Gang – ähnlich wie bei einem Mühlrad. Ein Generator dient zur Stromerzeugung. Über Transformatoren wird die Energie in das Stromnetz eingespeist: rund 51 Millionen Kilowattstunden pro Jahr.
Die Staustufe Serrig wurde genau wie die Staustufe in Schoden im Zuge der Schiffbarmachung der Saar in den 1980er Jahren errichtet.
Die älteste Staustufe der Verbandsgemeinde verbindet Palzem und das luxemburgische Stadtbredimus (luxemburgisch Stadbriedemes). Sie wurde 1964 erbaut, als die Mosel zu einer Großschifffahrtsstraße umgestaltet wurde.
Die drei Wasserkraftwerke in der Verbandsgemeinde dienen seit Jahrzehnten zur Gewinnung von Strom und werden auch weiterhin die Versorgung für Tausende Haushalte sicherstellen.
Photovoltaik
Im Vergleich zu Wasserkraftwerken sind Photovoltaik-Anlagen eine relativ neue Entwicklung, die seit der Jahrtausendwende immer mehr Verbreitung findet und in Deutschland 2019 einen Anteil von mehr als 7 Prozent an der Bruttostromerzeugung gemacht hat – 2004 waren es noch 0,1 Prozent.
Lichtenergie kann mit Hilfe von Solarzellen zu elektrischer Energie umgewandelt werden. Das Prinzip machen sich viele Privathaushalte zu Nutze, die Photovoltaik-Anlagen auf ihren Dächern installiert haben. Daneben gibt es auch große Freiflächenanlagen wie in Saarburg, Kell am See und Fisch.
Der größte Anteil des Solarstroms in der Verbandsgemeinde wird seit 2014 im Solarpark Saarburg erzeugt, der aus mehr als 22.000 Module besteht und sich am Kammerforst befindet. Auf der Fläche wird so viel Solarenergie umgewandelt, dass große Teile der Stadtbevölkerung allein hierdurch versorgt werden könnten. Die Kollektoren haben eine Fläche von 36.500 m². Sowohl die Stadt als auch die Verbandsgemeinde sind an der Anlage beteiligt und können jedes Jahr Gewinne erzielen.
Etwas kleiner ist der Solarpark Fisch, der 2010 als erster Solarpark im Gebiet der Verbandsgemeinde fertiggestellt wurde. Er befindet sich am rund 400 Meter hohen Kippberg. Seit 2010 ist auch in Kell eine größere Freiflächenanlage Im Grammert am Netz, die von der Solarpark Kell GmbH betrieben wird, deren Gesellschafter die Ortsgemeinde ist. Ein Investor plant die Realisierung einer weiteren Photovoltaikanlage auf einer Grünfläche in der Nachbarschaft des bereits bestehenden Solarparks. Um das Vorhaben zu verwirklichen, hat der VG-Rat in diesem Jahr einer Änderung des Flächennutzungsplans zugestimmt. Seitdem ist bei der Ortsgemeinde schon eine neue Anfrage eingegangen.
Die Verbandsgemeinde rechnet mit weiteren Anfragen zur Errichtung von Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen und möchte einer ungeordneten Entwicklung vorbeugen. Deswegen soll ein neues Konzept aufgestellt werden, das als Entscheidungshilfe bei der Beurteilung von Vorhaben herangezogen werden kann. Für das Gebiet der ehemaligen Verbandsgemeinde Saarburg hatte der Rat bereits 2009 ein solches Standortkonzept beschlossen. Ziel ist nun, ein Konzept für den gesamten Bereich der Verbandsgemeinde Saarburg-Kell zu erarbeiten.
Biomasse
Der Landkreis Trier-Saarburg gehört zu den drei Kreisen in Rheinland-Pfalz mit den meisten Biogasanlagen. Nur in den benachbarten, ebenfalls landwirtschaftlich geprägten Landkreisen Berkastel-Wittlich und Bitburg-Prüm gibt es mehr Anlagen, die bei der Vergärung von Biomasse wie Gülle oder Energiepflanzen Biogas erzeugen.
Das Gas kann anschließend zur Erzeugung von elektrischer Energie genutzt werden. Zudem ensteht bei dem Prozess Wärme, die zum Heizen von Gebäuden dienen kann. Das Prinzip findet beispielsweise in Schillingen Anwendung, wo die Grundschule seit Ende 2011 als erstes öffentliches Gebäude in der damaligen Verbandsgemeinde Kell am See über eine Nahwärmeleitung versorgt wird. Während es in der Ortsgemeinde Schillingen zwei Biogasanlagen zur Energiegewinnung gibt, stehen weitere in Palzem (Rohlingerhof) und in Mandern (Ulmenhof). 6 Prozent des eingespeisten Stroms aus EEG-geförderten Anlagen in der Verbandsgemeinde Saarburg-Kell entfiel 2017 auf den Energieträger Biomasse. Damit macht diese Quelle derzeit den geringsten Anteil aus.
Fazit
Die Bundesregierung hat das Ziel, im Jahr 2030 einen Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch von 65 Prozent zu erreichen.
In der Verbandsgemeinde Saarburg-Kell wurde das Potenzial nachhaltiger Alternativen zu endlichen Energiequellen wie Kohle oder Erdgas früh erkannt, sodass der Stromverbrauch bereits heute mit einem Mix aus Wind-, Wasser-, Solar-, und Biogas-Energie gedeckt werden kann. Im Bereich sind neue Arbeitsplätze entstanden und in Zukunft sollen weitere Anlagen gebaut werden. Damit die Entwicklung in geordneten Bahnen abläuft, erstellt die Verwaltung spezielle Flächennutzungspläne sowie Konzepte und wägt in Zusammenarbeit mit den Ortsgemeinden, den Bürgern und interessierten Investoren ab, wie die Energiewende weiter gestaltet werden kann.
Quellen:
Bundesregierung: Erneuerbare Energien. https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/energiewende/energie-erzeugen/erneuerbare-energien-317608 (abgerufen am 27.08.2020)
[2] Energieatlas Rheinland-Pfalz. https://www.energieatlas.rlp.de/earp/daten/regionale-energiesteckbriefe/energiesteckbrief/0723508000/ (abgerufen am 27.08.2020)
[3] Energieatlas Rheinland-Pfalz. https://www.energieatlas.rlp.de/earp/daten/strom/stromeinspeisung (abgerufen am 27.08.2020)
[5] Statista: Photovoltaik - Anteil an der Stromerzeugung in Deutschland bis 2019. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/250915/umfrage/anteil-der-photovoltaik-an-der-stromerzeugung-in-deutschland/#professional (abgerufen am 27.08.2020)
[6] Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Eifel: Biogasanlagen in Rheinland-Pfalz 2017.
https://www.dlr.rlp.de/Internet/global/themen.nsf/0/c661a290b8aef10ec12581f300343635/$FILE/Biogaserhebung2017_final.pdf (abgerufen am 27.08.2020)
[7] Bundesregierung: Klimaschutzprogramm 2030.
https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/klimaschutz/klimaschutzprogramm-2030-1673578 (abgerufen am 27.08.2020)